2000 Meter – Königsdisziplin und Olympische Distanz – 2000 Meter pures Adrenalin – und so fühlt es sich an:
Der Start
2000 Meter, knapp siebeneinhalb Minuten Schwerstarbeit. Vom Ufer aus nimmst du das als elegantes Dahingleiten im Einer wahr, Niemand sieht dir die Qualen an. Für mich bedeutet es 250 Schläge voller Konzentration und Power, die mich an die Grenze des Erträglichen bringen. Springt die Startampel von rot auf grün, gibt es nur noch mich und mein Boot. Los gehts!
Die ersten 1000 Meter – Halbzeit
Mein Puls steigt auf maximal 200 Schläge pro Minute – die Lunge brennt. Die ersten Laktatschmerzen setzen ein. Es fühlt sich an, als stechen bei jedem Zug tausende Nadeln von innen in meine Muskeln. Die Stimme, die mich verleiten will, den Schmerzen nachzugeben, wird in mir immer lauter. Ich muss sie ausblenden – das Boot Schlag für Schlag Richtung Ziel treiben – gnadenlos und ohne zu viel nachzudenken. Fokus auf den Moment, auf meinen Atem. 70% Beinarbeit, 20% Rumpfarbeit, 10% bleiben für die Arme übrig. Das Ende naht, und die Schlagfrequenz steigt jetzt von etwas über 30 auf fast 40 Schläge pro Minute an. Dann, plötzlich. . .
2000 Meter und im Ziel
. . . das erlösende Zielhorn. Im ersten Moment gelähmt vor Schmerz, brauche ich ein paar Minuten, bis ich einigermassen bei Sinnen bin und mich überhaupt bewegen kann. Rudern war einst Hobby, dann Leidenschaft, und unterdessen ist es mein Beruf. Aufgewachsen zusammen mit meinen drei Geschwistern in Uster, der Stadt am Wasser im Zürcher Oberland, war der Greifensee mein zweites Zuhause. Heute ist mein Zuhause überall dort, wo ich dieses unbeschreiblich leichte Gefühl erleben kann, übers Wasser zu gleiten.
Die Suche nach dem perfekten Schlag . . .
. . . sie ist endlos. Sie trieb mich an. Und heute kann ich gestehen, dass ich fast besessen war davon. Das Zusammenspiel von Ausdauer, Kraft, Technik und mentalen Skills ist für mich einzigartig und macht meine Faszination für diesen Sport aus: Das Warten in den Startblöcken auf das «Attention – go», die Spannung, die mich umgab, im Wissen um die vielen Schmerzen, in die ich mich begeben würde. Die Neugierde, wie gut es mir gelingen würde, meinen Rennplan vom ersten bis zum letzten Schlag abzurufen.
Und dann, unmittelbar vor dem Startschuss die grosse Dankbarkeit, zeigen zu können, wofür ich jeden Tag hart, mit viel Leidenschaft und kompromisslos gearbeitet hatte. Der Weg an die Spitze war herausfordernd. Ohne Mut, Commitment und Herzblut wärs nicht möglich gewesen. Auch nicht ohne Vertrauen in mich und die Zuversicht, alle Höhen und Tiefen meistern zu können. Wie im Sport, so jetzt in meiner neuen Tätigkeit als Impact-Leaderin.